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DDR Heimkinder

Kindergrippe – Wochenheim – Normalheim – Spezialkinderheim – Jugendwerkhof

Abgeschoben und vergessen

Die Erziehung nach DDR Maßstäben

Es gibt tausend Gründe, warum ein Kind in der damaligen DDR in ein Heim abgeschoben wurde.

Oft lag diese Entscheidung beim Jugendamt, da sie verantwortlich waren über den Verbleib eines Kindes.

Gründe zur Einweisung eines Kindes.

Es gab Eltern, die sich getrennt haben, weil sie aus beruflichen oder internen Zwist kurz vor einer Trennung standen.

Dann gab es Eltern, wo der eine oder andere fremdgegangen ist und so das Kind vernachlässigt wurde.

Andere hatten Alkohol-Probleme und das Kind wurde mit Alkohol in Berührung gebracht.

Um es zu beruhigen, gab man dem Kind einfach eine kleine Menge Alkohol zu trinken, oder das Kind trank die Reste in den Gläsern oder Flaschen, die übrig waren.

Oder das Kind, was unruhig und gestresst war, hat man Schlafmittel verabreicht und das machte Kinder abhängig, egal in welcher Form.

Solche Eltern waren einfach überfordert oder sie kamen selbst aus so einem Elternhaus ohne Liebe und Zuneigung.

Gewalt in der Ehe wurde auch dem Kind zuteil, nicht nur das sich die Eltern gegenseitig Gewalt angetan haben, wurde auch das Kind immer wieder in die Gewaltspirale hinein gezogen.

Dann gab es Eltern, die hatten einfach keine Zeit sich um das eigene Kind zu sorgen, schon aus beruflichen Gründen.


Wohin also mit dem Kind?

Das schlimmste, was ein Kind passieren konnte, dass es vom Jugendamt in ein Heim untergebracht wurde.

Schon zu wissen, dass man vom Jugendamt eingewiesen wird, empfanden die Kinder Angst.

Kinder, die aus einem gewohnten Umfeld herausgerissen wurden, konnten sich nicht mal annähernd vorstellen wie es sein wird in ein Heim zu kommen.

Bevor man jedoch eingewiesen wurde, erfolgte noch ein Elterngespräch auf dem Jugendamt, wobei das Kind mit daran teilnahm.

Die Entscheidung und Einweisung erfolge nach Begutachtung und Auffälligkeiten der Kinder.

Kinder, die aggressiv und sich nichts mehr sagen lassen haben, hatten das Pech, in ein Spezialkinderheim untergebracht zu werden.

Kinder, die von ihren Eltern einfach mal so, oder mehrmals abgehauen sind und Mist gebaut haben, wurden je nach Schwere unterschiedlich eingestuft.

Ein Kind, das noch nie zuvor im Heim war, konnte entweder in ein normales Kinderheim oder in ein schwer erziehbares »Spezialkinderheim« untergebracht werden.

Viele dieser Kinder, die von zu Hause abgehauen sind von ihren Eltern, haben Einbrüche und mehrere Diebstähle begangen.

Sie haben sich bewusst gemacht, dass wenn man die Schule schwänzt und das kam öfter vor, trieben sie sich lieber in der Gegend herum.

Also war ihre Zukunft schon vorprogrammiert, denn ihre Zeugnisse sagten vieles über sie selbst aus.

Dann entschied man sich für den leichteren Weg, man ging stiften.

Dabei trudelten sie immer weiter ab, und die Kriminalität bahnte sich sein Weg.

Denn auf der Flucht mussten sich diese Kinder mehr oder weniger sich ernähren.

Je schwerer die Taten waren, so spielte das in der Beurteilung für die Einweisung eine wichtige Rolle, denn das Jugendamt hatte das letzte sagen.

Dennoch gab es viele Kinder, die glücklich waren in ein Heim untergebracht zu werden, denn das Zuhause war die Hölle, von dem man sich losreißen wollte.

Wenn, die Angst der Kinder ein Ende hatten.

Diese Kinder waren offener und hatten weniger Angst in ein Heim untergebracht zu werden.

Sie kannten die Härte, die sie auf ihrer Flucht erleiden mussten und ihre späteren Bestrafungen.

Erfahrung auf der Flucht

Geschnappt zu werden war wie eine Art »Katz und Maus« spiel, es gab noch einmal den gewissen Kick.

Man lernte sich leise und unauffällig, sich zu bewegen.

Man beobachtete genau, ob man verfolgt wird oder es Anzeichen gab, die einen verraten könnte.

Die verschmutze oder zerrissene Kleidung gaben oft Anlass, dass ein Kind der Volkspolizei gemeldet wurde, weil diese Kinder in ihren Verhalten sich auffällig bewegten.

Misstrauen und sehr nervöses Handeln haben in den meisten Fällen zur Ergreifung der Kinder geführt.

Manche Kinder konnten es tagelang aushalten, sich nicht erwischen zu lassen, weil sie es gelernt haben, den Tücken der Ergreifung zu entziehen.

Am Tag suchte man sich einen unauffälligen Ort, an dem man sich Gedanken machen konnte, wie es mit der Flucht weitergehen könnte.

Man war immer von sich aus überzeugt lange durchzuhalten auf der Flucht.

Man begann kriminell zu werden und dazu musste man sich eine Strategie zulegen.

Bewege ich mich am Tag, kann es zur eventuellen Ergreifung kommen, aber wenn ich mich im Dunklen bewege, sieht mich vielleicht keiner.

Schrebergärten, leere Häuser oder Kanalisationen waren oft eine Möglichkeit, sich vom Treiben auf der Straße zurückzuziehen, um nicht aufgegriffen zu werden.


Nach Hause oder zurück ins Heim!

Aber eines Tages kam dieser Tag, an dem sie geschnappt wurden.

Für mache Kinder war das eine Erleichterung, denn man musste sich keine Gedanken mehr machen wegen Essen und Schlafen.

Andere Kinder wiederum hatten damit ein Problem geschnappt worden zu sein, den sie mussten wieder zurück zu ihren Eltern.

Das waren Kinder, die noch nie mit einem Heim in Berührung waren.

Und andere Kinder, die vom Heim abgehauen sind, kamen in ein D-Heim »Durchgangsheim« von wo sie dann wieder zurückgebracht wurden, von wo sie ausgebüxt waren.

Dort erwarteten diese Kinder harte Sanktionen, sie wurden zum Kohleschippen oder anderen Arbeitseinsätzen zugeteilt.

Diese Kinder wurden strenger überwacht, damit sie nicht gleich wieder unerlaubt sich vom Heim entfernen konnten.


Die Fehler, die gemacht wurden, auf der Flucht!

Kinder, die sich unerlaubt vom Heim entfernt haben, haben am Anfang den Fehler gemacht, sie versuchten schnell in ihrer Heimatstadt oder Heimatdorf zu gelangen.

Das hatte Vor- oder Nachteile, die sich meistens als großen Fehler herausstellten, denn man wurde in seiner Heimat vor Ort gesucht durch den Fahndungsbefehl der Volkspolizei.

Mehr oder weniger musste ein Plan her, wie man in seine Heimat sicher und unbemerkt hinkam.

Mit dem Zug, Bus oder doch nur den direkten Laufweg durch Wälder, entlang der Autobahn, oder per Anhalter, Tagebau, Wohnanlagen auf die Gefahr hin nicht erwischt zu werden.

Die Hauptsache war, dass man sich wenigstens für ein paar Tage frei fühlen konnte und man nahm diese Risiken in Kauf.

Wenn man in seiner unmittelbaren Heimat angekommen war, ging man nicht zu seiner Familie, sondern versuchte ehemalige Freunde aufzusuchen, die einen unterstützten und nicht gleich verraten.

Jedoch hatte alles im Nachhinein Konsequenzen, über die man, wenn man sich schon auf der Flucht befand, nicht bewusst nachdachte.

Das Jugendamt konnte das Kind, was auffällig geworden war, in ein anderes Heim stecken, wo noch strengere erzieherische Maßnahmen vorgenommen wurden.

Mit der Zeit gewöhnt man sich daran und stumpfte ab.

Deshalb waren sie keine schlechteren Kinder, sie hatte nur keine Perspektive im Leben.

Ihre Zukunft konnte nur noch schlechter werden, indem man sie in einen Jugendwerkhof steckte, mit Knast ähnlichen Bedingungen.

Torgau, das Jugendgefängnis »Jugendwerkhof« war die letzte Reise, bevor man sich später im Zuchthaus wieder fand.

Allein die Selbstmordraten in den verschiedenen Heimen war sehr groß.

Der Suizidversuch bis zu seiner Vollendung bei den Kindern war extrem hoch.

Ahnungslos und fassungslos schnitten sich Kinder mit einer Rasierklinge oder einem Messer die Pulsadern auf.

Am Morgen waren die Kinder tot. Zum Teil kam es vor, dass sich Kinder selbst strangulierten.

Auch der Jugendwerkhof unterschied sich von anderen Jugendwerkhöfe.

Wer im Jugendwerkhof versagte, dem war der Weg in den Zuchthäusern geebnet.

Denn nur die wenigsten haben, es nach ihrer Entlassung geschafft, sich ein neues Leben aufzubauen.


Die Schuldfrage

Die Schuld, so könnte man behaupten, lege meistens im Elternhaus und das ist wahr.

Nur selten kam es zum Fremdverschulden, wo Eltern keine Kontrolle mehr hatten über ihr Kind.

Weil Kinder meistens nicht hören wollen auf ihre Eltern und da konnte man schnell auf die schiefe Bahn geraten.

Schule schwänzen, Einbrüche, Gewalttaten, Klauen, Erpressen, das sind die häufigsten Ursachen für eine Einweisung in ein Heim, das so weit enden kann, dass man am Ende im Knast landete.

Auch häusliche Gewalt in Verbindung mit Alkohol und Drogen können die Entwicklung eines Kindes beeinflussen.

Einmal Heim, immer Heim oder Knast, die Erziehung nach DDR Maßstäben war im Heim kaum durchsetzbar.

Der Knacks, den die Kinder durch Heime und Knast erlitten haben, hat sie in der DDR Gesellschaft nie ankommen lassen.

Sie wurden nach ihrer Entlassung in ein kaltes Becken mit Wasser geschmissen.

Man konnte meisten nur untergehen und in seltenen Fällen auch darin auferstehen.

Zum Glück kam die Wende 1989, ab da hatte jeder sein Glück in seinen Händen.


»Wir werden dieses Thema weiter verfolgen und thematisieren und zu gegebener Zeit veröffentlichen.«